Montag, Mai 12, 2014

Mutters Muttertag (I'm a B-Site)

Mein Herz ist tot, hat sie gesagt. Man sieht es ihren leeren Blicken inzwischen an. Sie liegt seit Tagen im Bett, steht nur kurz auf, um sich neue Pillen zu werfen oder ihre Mails abzurufen, meist in einem Schritt. Roxi hat sie bekommen. Die helfen nicht. Ist ja auch nur ein Antibotikum. Sie hat die Reste meines Dads, die hämmerm mehr: Tilidin, Tramadol, Travor, Flupigil. Sie wandelt mehr als dass sie noch geht. Manchmal setzt sie sich ans Küchenfenster, raucht und starrt raus. Starren ist der richtige Ausdruck. "Was hast du nur?", fragen wir, ihre Söhne. Sie zuckt mit den Schultern: "Frage mich, was ich nicht mehr habe." Schon klar. Ihren Mann. Wir vermissen ihn auch. Sie schafft den Weg zum Friedhof nicht mehr und sagt: "Den trage ich in mir." Mutters Muttertag. Wir wollen nicht, dass es ihr letzter war und fangen sogar zu beten an. Anfangs schien sie stark zu sein. Direkt nach seinem Tod hat sie alles geregelt. Inwzischen wird uns klar warum. Sie will ihm folgen.

Also Dad, wenn du da draußen irgendwo bist, wenn du zusiehst, wenn du irgendwas tun kannst, dann wäre jetzt eine denkbar gute Zeit. Wir wollen sie nämlich nicht auch noch verlieren.

1 Kommentar:

  1. Wir haben einen Deal:
    Wenn eine OP noch Sinn macht, lässt sie sich operieren, ohne dass ich mir weiterhin den Mund fusselig reden muss.
    Wenn es zu spät ist, lasse ich sie in Frieden gehen, wobei wir noch so oft wie möglich lachen. Denn das kann sie noch. Und dafür, wie für ihre Stärke, bewundere ich sie.
    Andrea

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